Die Bäder-Gesellschaft (BGK), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz will den öffentlichen Badebetrieb im städtischen Hallenbad an der Spanierstraße zu Pfingsten dieses Jahres einstellen. Das anliegende Rheinstrandbad wäre davon aber nicht betroffen. Der Geschäftsführer der BGK, Georg Geiger, begründet diese Maßmahme mit der schwindenden Attraktivität des Bades und verweist auf die übrigen Bäder der Stadt. 

Für die Bürgergemeinschaft Petershausen stellen die Herren Dr. Dietrich Sternberg und Henrich Tiessen in Leserbriefen bzw. einem Beitrag zu "pro & contra" im Südkurier dar, dass es dazu aus der Bürgerschaft neben nüchterner Stastitik  auch eine andere Sichtweise gibt. Bitte lesen Sie den originalen Wortlaut dieser Argumente sowie einen bemerkenswerten Leserbrief zu diesem Thema.

Blickpunkt Hallenbad am Seerhein

Hier der Wortlaut des Leserbriefes unseres Mitglieds Dr. Dietrich Sternberg zur bevorstehenden Schließung des Hallenbades. Er bezog sich damit auf den Südkurier-Bericht "Verluste der Bäder sinken deutlich" vom 12.3.2011, und hatte ihn am 17.3.2011 eingesandt. Er wurde dann anfang Mai veröffentlicht, im Vorfeld eines "Pro & Contra"-Artikels am 11.5.2011. In diesem Beitrag übernahm unser Vorstandsmitglied Henrich Tiessen den Part "Pro" (für die Bürger). Auch diesen Text finden Sie hier.

Daseinsvorsorge
Erneut stellt Herr Dr. Geiger die private, indviduelle Nutzung des Hallenbads am Seerhein in Frage, obwohl die Besucherzahlen das öffentliche Interesse nachhaltig beweisen. Die Bädergesellschaft der Stadt, die eine luxuriöse Therme betreibt, kann sich der Grundversorgung der Bevölkerung nicht entziehen. Die Möglichkeit, schwimmen zu lernen und sich zu reinigen bzw. duschen, gehört zur Daseinsversorgung. Im übrigen kann in der Therme im Winterabschnitt auch gar nicht geschwommen, sondern nur geplanscht werden. Es ist nicht einzusehen, dass ausgerechnet der größte Konstanzer Stadtteil ohne ganzjährig benutzbares Schwimmbad auskommen soll, zumal mit dem Bevölkerungszuwachs im Baugebiet Petershauser Bahnhof der Bedarf deutlich ansteigen wird. Die massive bauliche Nachverdichtung erfordert auch eine entsprechende Infrastruktur.
Dr. Dietrich Sternberg, Bürgergemeinschaft Petershausen

Aus "PRO & CONTRA", (Südkurier vom 11. Mai 2011, "Soll das Hallenbad am Seerhein geöffnet bleiben?")

Das ist die Originalversion von Henrich Tiessen, die vom SK aus Platzgründen etwas verändert wurde –

Dass die Stadt Konstanz außer den im Sommer nutzbaren Freibädern drei Hallenbäder unterhält, ist ihr in Zeiten knapper Finanzen hoch anzurechnen. Ebenso positiv ist zu bewerten, dass sie das Hallenbad in zentraler Lage am Seerhein vorzugsweise Schulen und Vereinen vorbehält.
Befremdlich bleibt, dass das Hallenbad für den allgemeinen Publikumsverkehr vollständig geschlossen werden soll. Das Gegenteil wäre zu fordern, nämlich die Ausdehnung der Öffnungszeiten insbesondere auf das Wochenende und günstigere Termine an den Werktagen, die z.B. auch seniorenfreundlich sind. Das "Hallenbad am Seerhein" liegt in fußläufiger Nähe zu dicht besiedelten Stadtvierteln sowohl des links- als auch rechtsrheinischen Konstanz. Insofern ist es das Bad der kurzen Wege und entspricht dem Ideal des geringen Verkehrsaufkommens. Durch die neuen Wohnviertel am Seerhein bzw. im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofs Petershausen vergrößert sich die Zahl potentieller Nutzer. Schwaketenbad und Therme Therme liegen peripher – gerade im Winter kein Vorteil, wenn z.B. das Radfahren durch Schnee und Eis erschwert wird. Das "Hallenbad am Seerhein" ist zudem das preiswerteste Bad und insbesondere für weniger finanzkräftige Senioren und Familien geeignet; sie sparen aufgrund der zentralen Lage auch Anfahrtskosten. Die Therme, so schön sie ist, spricht ein anderes Publikum an. Zudem ist sie im Winter, wenn der Freibadteil geschlossen ist, zum Schwimmen kaum brauchbar – dort wird eher nur geplanscht. Daher darf sich die Stadt der sozialen Verpflichtung nicht entziehen, auch für die weniger zahlungskräftigen Bürger eine wohnortnahe und zentrale Schwimm- und Reinigungsgelegenheit anzubieten, gibt es doch auch Bürger, die in ihrer Wohnung weder Bad noch Dusche haben. Diese Verpflichtung mag dem Ideal der ökonomischen Vollkostendeckung widersprechen, doch fallen die Grundkosten wegen der Schul- und Vereinsnutzung ohnehin an. Und vergessen wir nicht:  Ausgerechnet den Bürgern des bevölkerungsreichsten Stadtteils soll die Nutzung ihres Hallenbades genommen werden.

Und schließlich wollen wir diesem Thema den bemerkenswerten Leserbrief einer Petershauser Mitbürgerin vom 29. April 2011 hinzufügen:

Zur Schließung des Hallenbads am Seerhein

Warum freuen sich Stadträte und Bäderamt eigentlich nicht über die vielen jungen und alten Besucher des Rheinbads, die regelmäßig etwas für ihre körperliche und seelische Befindlichkeit tun wollen? Warum wird ein solch positiv zu wertendes Verhalten der Bürger bestraft, statt unterstützt? Warum dürfen in Zukunft nur Schüler das Schwimmbecken benutzen und nicht mehr die breite Öffentlichkeit? Warum zählt Gesundheitsprävention hier in der Praxis plötzlich nicht mehr? Warum setzen sich die Stellvertreter der Konstanzer nicht für diese praktische Gesundheitsvorsorge ein? Darauf will ich antworten. Die Besucherzahl ist im letzten Winterhalbjahr dermaßen gestiegen, dass in den zwei Stunden Öffnungszeit oft kein entspanntes Schwimmen mehr möglich ist. Anstatt zu schließen, sollte man das Bad in den Wintermonaten einige Stunden länger offen lassen und nur im Sommer schließen. Gesundheitsvorsorge zahlt sich aus und muss Priorität haben.

Eva Schmiedel-Luz, Sierenmoosstraße 35

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