Betrachtungen von Karin Göttlich

Ja, – Petershausen ist schon etwas Besonderes.

  • Wir sind der bevölkerungsreichste Ortsteil,
  • wir haben die längste See- und Rheinmeile,
  • wir haben in den letzten Jahren die höchste Bauentwicklung,
  • und damit die spektakulärsten Veränderungen des Stadtbildes erreicht – oder hinnehmen müssen –,
  • und wir sind trotzdem noch ein Ortsteil, wo Baugrund für weitere Bebauung – Ravensberg-Areal und Hardenberg-Verlagerung – vorhanden ist,
  • im Werden noch der Großschul-Neubau an der Pestalozzi-/Gustav-Schwab-Strasse.

Alles in allem müsste man wirklich sagen: jetzt reichts!

Denn auf der Strecke bleibt für mich bei diesem ganzen Aktivitäten der Mensch. Ob Alt- oder Neu-Petershäusler, ein gewisses Maß an Wohnqualität sollte doch erhalten, bzw. mit eingeplant werden. Wo bleibt die Wertschätzung und der größtmöglichste Erhalt unserer Baumlandschaft, wo bleiben die fürs Zusammenleben so wichtigen Freiräume?

Apropos Freiräume, wir sind auch der Ortsteil, in dem sich alle drei Sammelunterkünfte
für Asylsuchende befinden. Wobei die Hegaustrasse, die ich hier
mitzähle, nicht unbedingt als Sammelunterkunft bezeichnet werden kann.
Nein, hier durften in 24 Wohneinheiten Asylsuchende erfahren, wie schön es
ist, den ersten Schritt in eine eigene Wohnung zu machen – leider nur für kurze
Zeit. Der hier von der WOBAK vermietete Häuserblock soll in den nächsten
Monaten abgerissen werden, um einem Neubau mit „schöneren“ Sozialwohnungen
zu weichen.

Warum??? Diese Wohnungen passen in die Anforderungen, die wir als
Wohnungsnot bezeichnen. Genau solche Wohneinheiten brauchen wir
dringend, die einzig und allein den Anspruch erfüllen, auf Grund einfacher
Ausstattung bezahlbar zu sein.
Hinzu kommt, daß dort für die Kinder ein geschützter Innenhof bereits
vorhanden wäre, der lediglich etwas „aufgehübscht“ werden müsste. Ein
Neubau würde durch den größeren Flächenverbrauch und durch die
Verschattung durch höhere Bauweise diesen Freiraum zunichte machen. Die
Restnutzung als Autoabstellplätze wäre wohl der Endzustand.

Warum kann ein funktionierendes und in seiner Art genau ins Wohnbedarfsprofil
passende Objekt nicht erhalten werden? Sicher wird sich der demographische
Wandel im Konstanzer Wohnungsmarkt erst sehr viel später
auswirken, deshalb muss man den Gedanken an solche Veränderungen doch
nicht ganz von sich schieben.

Die ebenfalls zu Petershausen gehörende Austrasse ist für mich das beste
Beispiel, daß ein solcher Weg gangbar ist. Auch hier sollten 115 bezahlbare
Wohnungen Neubauten weichen, die alles kaputtgemacht hätten, was die
Austrasse so wohnenswert macht – nämlich ein menschlich wertvolles
Miteinander (manche Familien leben hier bereits in der 3. Generation) – für
jeden ein großes Gartenstück für die Freizeit, kaum Verkehrsbelastung und
eine optimale zentrale Lage. Nach 6 Jahren Auseinandersetzung wurden 85 der
Wohnungen erhalten und die gesamte Anlage unter Bestandsschutz für die jetzt
noch nächsten 20 Jahre gestellt. Ich glaube nicht, daß der Spar- und Bauverein
sich zu diesem Entschluss hätte bewegen lassen, wenn es die finanzielle Basis
nicht erlaubt hätte. Und das, obwohl der SBK Wohnungsbau nicht sozial
gefördert wird. Warum kann bei der WOBAK nicht in dieser Richtung neu
gedacht werden: bezahlbaren Wohnraum erhalten, Bestandsschutz im
Rahmen der Bausubstanz von 10-20 Jahren, und dann ein neu planen mit
Einbezug der sich bis dahin ergebenden Veränderungen auf dem hiesigen
Wohnungsmarkt?

24 Familien könnten wieder in Ruhe schlafen, Familien die auf Grund ihrers
Migrationshintergrundes keine Chance haben, in wenigen Monaten eine neue
Bleibe zu finden.

Karin Göttlich ist Mitglied der Freien Grünen Liste FGL,
engagiert sich im „Arbeitskreis Runder Tisch Asyl“,
im Turnverein Konstanz und in der Bürgergemeinschaft Petershausen e.V..

Einen weiteren Beitrag von Frau Göttlich finden Sie auf
https://www.bg-petershausen.de/index.php/aktuelles/archiv/175

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