Hier stand die Wiege von Petershausen

Welch eine Geschichte hat dieses Stück Erde innerhalb unserer an Historie reichen Stadt Konstanz durchlebt. Eine faszinierende, aber auch sehr wechselvolle Vergangenheit dieses Platzes regt zur Betrachtung an.

Kloster Petershausen 01Ehemals einfach ein sumpfiges Land "vor den Toren der Stadt", das erst noch dem 260 Jahre früher gegründeten Kloster Reichenau abgehandelt werden musste und eigentlich als unbewohnbar galt, diese Stelle suchte Gebhard II., Bischof von Konstanz anno 983 aus, um eine Benediktinerabtei zu gründen, das "Kloster Petershausen", wobei dieser Name erst Bestand hatte, nachdem er die ursprüngliche Bezeichnung "Gregorkloster" abgelöst hatte. (Die Klosterkirche war Papst Gregor d.Gr. geweiht). Es war das erste Eigenkloster der Bischöfe von Konstanz.
Der Bedeutung dieses Klosters innerhalb des Bistums und über dessen Grenzen hinaus, sowie sein bewegtes Leben während der politischen und religiösen Wirrungen jener Zeit können wir hier auf unserer Webseite nicht gerecht werden. Zu vieles wäre über die acht Jahrhunderte seines Bestehens zu erzählen. Umfangreiche Literatur hierzu wurde von kompetenteren Menschen publiziert. Wir bescheiden uns deshalb an dieser Stelle ohne Anspruch auf Vollständigkeit damit, die Wurzeln unseres heutigen Stadtteils Petershausen und dessen Namens-Ursprung zu suchen.

Bischof „Konrad I.“ (934-975) hatte schon die nicht gerade bescheidene Vision, Kirchen von Konstanz nach jenen der „Ewigen Stadt“ zu benennen, um hier ein „Rom nördlich der Alpen“ nachzuahmen. So zum Beispiel die nicht mehr bestehende "Paulskirche" nach "San Paolo fuori le mura" ("St. Paul vor den Mauern") oder die ebenfalls nicht mehr existente Kirche "St. Johann" nach "San Giovanni in Laterano".

st. gregorBischof "Gebhard II." (979-995) nahm diesen Gedanken auf, und wählte als Vorbild für seine Neugründung die Basilika (Alt-)"St. Peter" (die ihrerseits im 16. Jh. durch den heutigen "Petersdom" ersetzt wurde) mit bemerkenswerten Nachahmungen: So wie "St. Peter" rechts des Tiber, und damit ausserhalb des Bistums Rom lag, sollte seine Klosterkirche "St. Gregor" rechts des Rheins, und so ausserhalb des Bistums Konstanz liegen. Ebenso übernahm er für seine Kirche die bauliche Besonderheit, den Altarraum nicht wie üblich nach Osten, sondern nach Westen auszurichten. Und letztlich wählte man hier in Anlehnung an das römische Vorbild den Namen "Petri dorum" – Haus des Petrus.

Dieser Name wandelte sich (erstmals anno 1099 erwähnt) in "Petrihusa", und schließlich entstand daraus das heutige "Petershausen" als Folge dieser Klostergründung. Nach Aufzeichnungen eines Klosterchronisten aus dem 12. Jh. hing der Name Petershausen wohl mit der besonderen Bauform seiner Kirche zusammen.
Längere Zeit blieb dieser Ort mit den hinzugekommenen Siedlungen noch ein eigenständiges Dorf, wurde dann aber während des Konstanzer Konzils etwa 1417 in die Bischof-Stadt Konstanz "eingemeindet".
Klosteräbte erwarben zuvor schon das Konstanzer Bürgerrecht, und die Petershauser Dorfbewohner sind schon seit 1389 als Bürger der Stadt beurkundet.
Das Kloster selbst wurde nach einer Brandkatastrophe an Pfingsten 1159 im Barockstil wieder aufgebaut, schließlich aber 1802 – nach über 800 Jahren Bestand – aufgelöst (Säkularisation), die Klosterkirche "St. Gregor" stand bis 1831.

Also so sehr lange ist das Ende des Klosters in geschichtlichen Maßstäben gemessen noch gar nicht her.

Die Klostergebäude wurden ab 1802 für wenige Jahre zum "Markgräflichen Schloss" des Markgraf Friedrich von Baden, der es seinen Söhnen Friedrich und Ludwig als – vermutlich selbsternannte – "Grafen von Petershausen" überließ. Diese Episode fand bereits 1807 ihr Ende.

Die verbliebenen Gebäude des ehemaligen Klosters wurden in den folgenden Jahren als Militärhospital verwendet, und schließlich ab 1850 als Kaserne genutzt. Zur Erweiterung für diesen Zweck kam 1873 das architektonisch beeindruckende "Mannschaftsgebäude" entlang der Bahnlinie hinzu, in dem heute die "Polizeidirektion Konstanz" untergebracht ist. Das ganze Ensemble diente viele Jahre als "Klosterkaserne", eine zivile Nutzung war erst wieder möglich, als die französischen Truppen nach der Besetzung 1978 Konstanz verließen.

TorkelDann allerdings erfuhr der "Benediktinerplatz", der seinen Namen nach den ersten Bewohnern von Petershausen, den Benediktinermönchen bekam, nach einer kommunalen Kraftanstrengung ein völlig neues Aussehen.
Neben den noch erhaltenen historischen Klostergebäuden "Konventbau" (Archäologisches Landesmuseum und Stadtarchiv), "Prälatur" (Musikschule), und "Torkel" (Bild, Städtische Ämter), säumen die Polizeidirektion, das Landratsamt, die "Wobak"-Verwaltung, sowie im weiteren Radius Neubauwohnungen, der "Teffpunkt Petershausen" und – seit 2010 – ein Hotel diesen Platz.

Und heute? Sei nun eine der zahlreichen Institutionen oder eines der Feste das Ziel des Bürgers auf diesem Areal – das "Leben" dieses Platzes ist es wert, auf unserer Webseite "Wir in Petershausen" aus unserer Sicht sozusagen im Zeitraffer nachvollzogen zu werden.

Die "Bürgergemeinschaft Petershausen" wird ein Auge darauf richten, wie dieser Platz in Zukunft für eine intensivere Nutzung als attraktive Freizeiteinrichtung und Begegnungszentrum noch besser gestaltet werden könnte.

Wolfgang Betz

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