1. Die nächste öffentliche Vorstandssitzung findet am 7.04.21 um 17.00 Uhr wahrscheinlich als ZOOM-Konferenz statt.
  2. In der Gemeinderatssitzung am 11.03.21 sollte über den Antrag der CDU-Fraktion zur Personalaufstockung des KOD entschieden werden.
  3. Die "Fußgängerbeauftragte" Frau Vorobyeva hat die BGP inzwischen zur Teilnahme an einem „Fußverkehrs-Check“ eingeladen. Start ist mit einem „Auftakt-workshop am 08.03.2021. Für Petershausen sind 2 Begehungen vorgesehen: 25.März 2021, 17.00 Uhr, Treffpunkt Klinikum (Petershausen Ost); und 13.April 2021, 17.00 Uhr, Treffpunkt Bahnübergang Schneckenburgstr. (Petershausen West) 

Die Arbeitsgruppe Lärmschutz hat sich im Sommer 2020 gebildet, um die Stadtverwaltung Konstanz zu Maßnahmen zu bewegen, Lärm und Vermüllung von Seeufer, - Rhein und Herosé-Park entgegen zu wirken sowie der unbefriedigenden Einhaltung der Lärmschutz dienenden nächtlichen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h in mehreren Straßen innerhalb der Stadt zu begegnen. Diese Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern der Hotels Harbr und Hotel 47Grad, der Bürgerinitiative Hofgärten, sowie der Bürgergemeinschaft Petershausen und der Lärmschutz-Initiative Konstanz.

Die CDU-Fraktion hat anläßlich der Ratssitzung am 22.10 den Antrag auf Verdoppelung des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) gestellt, so wie es OB Burchardt anläßlich der Übergabe einer Petition mit über 300 Unterschriften am 31.08.2020 zugesagt hatte. RA Tscheulin hat diesen Antrag verbal eingebracht. Es bleibt festzuhalten, dass :

  • der zeitweise verstärkte Einsatz des KOD an den o.g. Brennpunkten einen positiven mindernden Effekt auf die Lärmentwicklung durch uneinsichtige Mitbürger gezeigt hat. Die Personalstärke ist allerdings zu gering, um die gesetzlich vorgeschriebene Nachtruhe (22.00 – 6.00h) im ganzen Stadtgebiet durchzusetzen.

  • eine Unterstützung des KOD durch Mitglieder des Gemeindevollzugsdienstes (GVD) nicht nur zu einer Vernachlässigung der Kontrolle des ruhenden Verkehrs, aber besonders der Geschwindigkeitskontrollen führen würde. Eine solche Lösung zur Unterstützung des KOD ist zu verwerfen und war ja vor Einsatz des KOD auch - lt. Verwaltung – gar nicht möglich (Arbeitsrecht). 

  • die beschlossene Verschiebung der Entscheidung über den CDU-Antrag in den März 2021 wird, selbst bei positivem Entscheid, den Einsatz der neuen Mitarbeiter bis frühestens in den Herbst-Winter, und damit nach der neuen Übertretungsperiode, möglich machen.

  • im Gegensatz zum Statement vom OB bei der Bürgersprechstunde die Stadt Konstanz sehr wohl in der Lage ist, Geschwindigkeitsmessungen vorzunehmen und, evtl. auch mit Hilfe der erfahrenen Kollegen aus Singen oder der Schweizer Polizei, gegen Raser und Poser vorzugehen. Immerhin besitzt der GVD eine mobile Messeinheit, die aber nur tagsüber, und nicht in den Nachtstunden zum Einsatz kommt. Der Bedarf ist bekanntlich vorhanden (1)

Es ist ebenso erstaunlich, dass die Stadtverwaltung bis heute nicht in der Lage war, eine Kosten/Nutzen-Rechnung für zusätzliches KOD-Personal aufzustellen; immerhin sind Kosten und Einnahmen auf Basis des derzeit angestellten Personals bekannt und fehlende Informationen und Schätzung (z.B. auf Basis der Kostenanalyse eines 16 Mann starken KOD der Stadt Villingen-Schwenningen) möglich sein (2) . Außerdem wurde von der Verwaltung festgehalten, dass der GVD kostendeckend arbeitet, also auch der KOD im Winter, da er in dieser Zeit mit den gleichen Aufgaben betraut ist. Nach Jahren des Einsatzes im Sommer nur zur Prävention muß nun eben verstärkt mit der Erhebung von Bussgeldern gerechnet werden, da sonst keine Besserung zu erwarten ist.

Die Arbeitsgruppe Lärmschutz fordert die Stadtverwaltung deshalb auf:

  • eine Kosten/Nutzen Rechnung für zusätzliches KOD-Personal zu erstellen

  • anzugeben, bis wann dieses Personal einsatzfähig ist

  • die Geschwindigkeitskontrollen in den Nachtstunden in den 30iger Zonen ab 22.00 Uhr durchzuführen (Bodanstr, Mainaustr, Reichenaustr., Max-Strommeyer Str.) sowie der Schneckenburger Str.

  • Die Ortspolizei mit Lärmmessgeräten auszustatten und entsprechendes Personal hierfür auszubilden.

  • Die Entscheidung über Verstärkung des KOD nach Vorlage der Kosten/Nutzen-Rechnung unverzüglich so vorzunehmen, damit diese im Früh-Sommer 2021 auch einsatzfähig sind.

Verfasser:

Dr. Franz Hamann (L.IN.K), Konstanz, den 26.10.20

Prof. Dr. Christian Millauer (BGP),

Dr. Michael Scholtz (BGP,L.IN.K)

Anlagen sind bei der BGP angefordert werden:

  1. Übersicht KOD Kosten verschiedenen Gemeinden

  1. Ergebnis der Geschwindigkeitsmessungen Reichenaustr. (Messstation Kreuzung Reichenau/Schneckenburger Str.)

Petershausen ist der bevölkerungsreichste Stadtteil von Konstanz. Durch die Rheinbrücke wie mit einer Nabelschnur miteinander verbunden, besteht zwischen der Altstadt und der Vorstadt ein reger Austausch. Petershausen-Ost mit seinen Bädern und den Kliniken dient der Erholung und Betreuung der Konstanzer, Petershausen-West hat die alte Stadt immer wieder von den Herausforderungen der Modernisierung entlastet. Hier war Platz für moderne Entwicklungen und für Zuwanderer. So können die Petershauser alle kulturellen und städtischen Einrichtungennutzen,die die Kernstadt zu bieten hat, eine Aufgabenteilung, bei der beide Seiten gewinnen.

1.Der Anfang von Petershausen.

1.1 Das Gelände gegenüber der Altstadt

Zwischen Prälatur links und Konventgedäude rechts die Klosterkirche St. GregorDer breite Geländestreifen am Konstanzer Trichter und am rechten Seerheinufer, auf dem der Stadtteil „Petershausen“ liegt, wurde bis vor 160 Jahren noch landwirtschaftlich genutzt. Bebaut war beinahe nur das sumpfige Ufer am Übergang vom See in den Rhein. Hier hat die Bischofsstadt schon 983 Fuß gefasst, mit der Gründung eines Benediktinerklosters. Der Klosterkirche wurde bei dieser Gründung eine besondere Aufgabe übertragen. Sie wurde hier, am gegenüberliegenden Ufer, als zweite Peterskirche erbaut - nach dem Vorbild von St. Peter am Tiber in Rom. Mit wundertätigen Reliquien ausgestattet, war sie im Verbund mit vier weiteren Apostelkirchen in der Altstadt das Ziel von Prozessionen und Pilgerrouten. Und damit war sie auch ein Bestandteil der Stadt, auf den nicht nur der Bischof, sondern auch die Bürger später Anspruch erhoben. Dem Kloster zwischen den Dörfchen Ober- und Unterhusen aber wurden große Ländereien übereignet zur Versorgung der aus Einsiedeln kommenden Mönche. Nach der Regel des Heiligen Benedikt wollten sie hier  hinter ihrer Klostermauer abgeschirmt von der Welt leben. Aber die Welt hat sie hier nicht verschont, das Kloster wurde geplündert, teilweise abgerissen, ganz zerstört, die Kirche brannte ab. Die Mönche sind diesem Ort trotzdem treu geblieben, und sie haben 800 Jahre lang ihr Kloster auf den Ruinen gehorsam wieder aufgebaut. Diese „Klausur neben dem Markt, ein Gutshof in der Stadt, eine Adelsdomäne in der Bürgergemeinde“, nannte Arno Borst „die Paradoxie Petershausen“. Als um 1500 das Klosterareal mit allen Bewohnern „zur Beute von Konstanz“ (Arno Borst) wurde, als der Rat nämlich die Abtei in die Stadtbefestigung und damit in den Rechtsbereich der Stadt einbezog, kündigte sich schon die Reformation mit einer Vertreibung der Mönche an. Die Mönche kamen zurück. Sie wurden bis zur Auflösung der Klöster 1802 ein bedeutendes Mitglied ihrer Ordensgemeinschaft und erlebten während der Gegenreformation eine letzte Blütezeit.

1.2 Vom Vorgarten zur Vorstadt

Obwohl das Kloster also 800 Jahre lang so dicht vor der Stadt lag, haben die Petershauser Benediktiner nur neue Klöster gegründet, in der Umgebung ihres Klosters aber kam es zu keiner dörflichen oder städtischen neuen Ansiedlung. Das Land vor der Klostermauer blieb vielmehr eine Art Vorgarten von Konstanz mit Obstgärten, Wiesen und Weinbergen. Lediglich ein paar Sommerhäuser begüterter Konstanzer Familien, einzelne Wirtschaftsgebäude und Ausflugslokale standen hier. Erst als die Bevölkerung in der Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland zunahm und in den Städten sprunghaft anstieg, bot sich dieses Gelände für eine Bebauung an. Auch in Konstanz suchten viele Neubürger Wohnungen und die Altstädter entdeckten das Gelände als Ausweichquartier. Das Klosterareal, das der Vorstadt den Namen gegeben hat, war da schon seit 1806 in den Besitz der Badischen Markgrafen (und späteren Großherzöge) übergegangen und blieb von der Entwicklung zur Vorstadt weitgehend ausgespart. Gerade der Übergang der Stadt Konstanz an Baden aber gab der Stadt neue Impulse, nicht zuletzt durch den Zuzug badischer Beamten in die Vorstadt.

2. Die Bebauung der Vorstadt

2.1 Der Eisenbahnbau

Die Entwicklung zur Vorstadt, mit den nicht genau abgegrenzten Seeuferlagen Neuhausen, Seehausen und Hinterhausen, nahm erst 60 Jahre später richtig Fahrt auf. Da hatte die hölzerne Rheinbrücke einer Konstruktion aus Stein und Eisen weichen müssen und die ersten Eisenbahnzüge dampften in den neugotischen Bahnhof am Hafen. Mit dem kostspieligen Eisenbahnbau 1863 hoffte die verarmte Stadt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die Bahn sollte die Stadt mit der Schweiz und dem Alpenraum verbinden, Sommergäste nach Konstanz bringen, Güter zum Weitertransport per Schiff an den See schaffen und eine Industrieansiedlung einleiten. Die Gäste kamen tatsächlich, aber alles andere gelang erst einmal nicht. Acht Jahre wartete man auf die Anbindung an die Schweiz, der Güterumschlag (Trajekt) erforderte den Bau noch weiterer Hafenanlagen und Industrieansiedlungen und hätten sehr viel mehr Platz gebraucht, als vorhanden war.

Da kam nun das rechte Rheinufer ins Spiel. Hier gab es viel Platz, viel Wasser und den Bahnanschluss – beste VoraussFa. Ludwig Stromeyer, einst größter Arbeitgeber der Stadt, lieferte Zirkus- und andere Zelte in alle Welt. Der Firmengründer Ludwig Stromeyer war ein Halbbruder des BM Max Stromeyer.etzungen für moderne Unternehmer – vor allem aus der Schweiz. Ein zusätzlicher Anreiz waren die niedrigen Steuern und die billigen Arbeitskräfte. Was die Arbeiter hier in den Tuchfärbereien erwartete schildert Tobias Engelsing: „16-stündige Arbeitszeiten, Kinderarbeit und schutzloser Umgang mit bleichenden, ätzenden und giftigen Chemikalien“. Aber, wer ohne Arbeit ist, der erträgt auch dies. Für die Arbeiter der größten Manufaktur im heutigen Strohmeyersdorf wurden immerhin sehr einfache Wohnungen in Petershausen bereitgestellt, denn die Arbeiter wurden auswärts angeworben. 1866 hatte Konstanz 9260 Einwohner. Unter ihnen gab es nur einige hundert "Bürger", also Männer, die das Stimmrecht besaßen.

 

2.2 Erste Baumaßnahmen unter Max Stromeyer

Es musste erst ein Mann wie der umstrittene, energische, liberale Bürgermeister Max Stromeyer kommen, der 1866 gewählt wurde und 1877 zurücktrat, um Pläne für die Vorstadt zu erstellen und die „wilde“ Bebauung zu regulieren. Finanzieren wollte er sein Projekt mit Mitteln aus den sehr reichen Spital-Stiftungen. Das gelang ihm auch, aber nur, weil Stromeyer den Gemeinderat umging, um beim badischen Staat die Rückgabe der Stiftungen an die Stadt zu beantragen. Damit hatte er Erfolg und Konstanz wurde als erster ehemaliger Reichsstadt die Verwaltung der Spital-Stiftungen wieder in Eigenverantwortung übertragen. Befreit vom Einfluss der Kirche, die Veränderungen scheute, konnte man nun Grundstücke tauschen und sogar eine Rendite erwirtschaften. Den letzten Anstoß für das Vorstadtprojekt gaben die unhaltbaren Zustände im völlig überfüllten ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster, das die Spitalstiftung verwaltete. Dort war eine Schule untergebracht und die Alten, die Armen, die Waisen und die Kranken der Stadt fristeten hier ihr Dasein. Nachdem dieses Kloster abgerissen worden war – nur die Klosterkirche, die heutige "Dreifaltigkeits"-Kirche am Ende der heutigen Bahnhofstraße blieb vom gesamten Neugass-Viertel erhalten – sollte ein modernes Spital Dieser "freie und luftige Platz" wurde für den Krankenhaus-Neubau ausgewählt. Heute heisst das Gelände "Luisenpark".  Abhilfe schaffen, erbaut 1872 „auf einem freien und luftigen Platz“ – „von Anlagen und Obstgärten umgeben“. Und da steht es noch heute, als Teil der Herzklinik, Luisenstraße 9a, oberhalb des Parks an der Mainaustraße. Das stattliche Gebäude mit einem kleinen Dachreiter auf dem Mittelteil ist wohl das erste öffentliche Gebäude von Petershausen. Ein Blick auf den Stadtplan von 1874 zeigt „den Spital“ im rechten unteren Planquadrat eines projektierten Straßennetzes. Der Park ist hier noch ein „Gartenparterre“ mit geometrischen Blumenrabatten.

 2.3 Umbrüche in der sozialen Versorgung

Das Spital in Petershausen brachte für die Konstanzer tiefgreifende Veränderungen. Der badische Staat organisierte alle karitativen und sozialen Aufgaben neu, die jahrhundertelang die Kirche fast allein übernommen hatte. Jetzt wurden Schule, Armen- und Altenfürsorge von der Krankenpflege getrennt. Ab sofort gab es keine Almosen mehr. Ins Altenheim konnte sich einkaufen, wer Geld besaß, und die Armen mussten durch eigene Arbeit zu ihrem Unterhalt beitragen. Den Bau einer Schule in Petershausen ohne die Trennung der Kinder nach Konfessionen konnte Stromeyer aber nicht durchsetzen. Sein Plan wurde so lange boykottiert, bis die Schule in das leerstehende Franziskanerkloster am heutigen Sankt-Stephans-Platz zog. Obwohl der Bürgermeister eigentlich nur bestehende Gesetze umsetzen wollte, geriet der Katholik damit zwischen die Fronten von Kirche und Staat im „Badischen Kulturkampf“. Er wurde nicht nur diskriminiert, sondern schließlich auch exkommuniziert, wofür die Kirche wegen Amtsmissbrauchs von der Regierung gerügt wurde.

Einfach war dieser Neuanfang also nicht. Die Stadt hatte sich zwar früh ein paar Wiesen drüben am See gesichert. Aber oft musste erst hart verhandelt werden mit den vielen Eigentümern der Gärten und Weinberge. So kam ein weiteres Projekt, die Anlage eines neuen Friedhofs ins Stocken, weil die Dominikanerinnen der Niederburg erbitterten Widerstand leisteten. Sie wollten ihren besten Weinberg nicht opfern und gaben erst nach, als ein Teil der Weinstöcke „versehentlich“ abgesägt worden war. Vielleicht sahen sie auch ein, dass der überfüllte Schottenfriedhof endlich geschlossen werden musste. Hinnehmen mussten sie, dass ein „Kirchhof“ neuerdings ein weitläufiger Park war, der Menschen aller Konfessionen offen stand.

 2.4 Aufschüttungen am Seeufer und das Bad-Hotel

UWechselvolle Geschichte: Das prächtige "Bad-Hotel", in geradezu märchenhafter Idylle, wechselte sein Dasein zum Sanatorium "Konstanzer Hof", letztlich "Sanatorium Büdingen". Nach Abriss vor über zehn Jahren ist das 40.000m² große Grundstück zum Spekulationsobjekt verkommen. nter den größten Schwierigkeiten wurde das dritte Modernisierungsprojekt in die Wege geleitet. Bürgermeister Stromeyer beabsichtigte, die Flachwasserzonen am Seeufer großflächig aufzuschütten. Hier biss er aber beim Besitzer des Inselklosters sozusagen auf Granit. Der Jurist und Heimatforscher Eberhard Graf Zeppelin, ein Bruder des Flugpioniers, plante nämlich – nach dem Konkurs der Textil-Färberei und -Druckerei Macaire – das Kloster in ein „Inselhotel“ umzuwandeln. Durch die Aufschüttung wäre aber der Inselcharakter verloren gegangen. Stromeyer riet nun vom Bau des Inselhotels ab, weil bereits ein Hotel am Seeufer geplant sei. Er verschwieg dabei, dass er selbst an diesem Hotel finanziell beteiligt war. So stritt und verleumdete man einander auch noch weiter, als Graf Zeppelin vor Gericht Recht bekommen hatte. Was dann geschah, wissen wir. 1875 wurden beide Hotels gleichzeitig festlich eröffnet.

Das riesige elegante Bad-Hotel an der Seestraße (im heutigen Büdingenpark) ging leider nach dem ersten, verregneten Sommer in Konkurs und wurde später vom Inselhotel übernommen. Aufgeschüttet wurde dann nur am Hafen, am Stadtpark und entlang der späteren Seestraße. Aber auch die Seestraße entpuppte sich anfangs als Fehlinvestition. Durch die Anschüttung stiegen die Erschließungskosten so enorm, dass sich lange kein Käufer mehr fand.

 2.5 Die Klosterkaserne und die Oberpostdirektion

Die Klosterkaserne – eigentlich eine recht widersprüchliche Namensgebung, aber der Gechichte entsprechend nachvollziehbar.Die ehemalige "Jägerkaserne". Auch dieses Areal wurde städtebaulich umfangreich saniert. Die Gebäude stehen z.T. heute noch, am unteren Bildrand, die "Petershauser Halle", auch sie wird für Sport- und Konzert-Veranstaltungen intensiv genutzt.Gerade noch in der Amtszeit Stromeyers wurde auch die neue „Klosterkaserne“ 1877 fertig. Sie ist der größte Neubau im damaligen Konstanz. 1870 waren die badischen Truppen ins reichsdeutsche Militär eingegliedert worden und es wurden in Deutschland hunderte Kasernen für das neu entstehende Heer gebaut. Die neue "Klosterkaserne" lag direkt am Bahngleis, was günstig für militärische Transporte war. Und es war auch noch genug Platz zum Exerzieren in der Vorstadt vorhanden, um später eine zweite, die neubarocke „Jägerkaserne“, zu bauen. Für verheiratete Soldaten und Offiziere wurden in der Nachbarschaft Dienstwohnungen gebaut, wo nach dem Zweiten Weltkrieg ein vollkommen französisches Quartier entstand. So wenig beliebt, wie heute, war das Militär damals nicht. Es war im Gegenteil hochwillkommen, denn es war ein Wirtschaftsfaktor, verschaffte dem Handwerk Aufträge und förderte das gesellschaftliche Leben. Weil am Sternenplatz die Straße für die Unterführung 1938 tiefer gelegt wurde, steht die Klosterkaserne heute in einer gar nicht geplanten, beherrschenden Position.

1872 wurde ebenfalls in der Amtszeit Stromeyers am Bahnhofplatz zur Marktstätte eine Oberpostdirektion für Südbaden eingerichtet. 1891 zog diese Behörde in das imposante Gebäude um.Die nun "Kaiserliche Oberpostdirektion" wurde um das Postamt und das Telegrafenamt erweitert – und nun mussten noch Wohnungen für die Beamten gefunden werden. In Konstanz lebten jetzt 16 235 Menschen,  6 975 mehr als 1866. Das Wohnproblem löste man schließlich in den Zwanzigerjahren deutschlandweit sehr ähnlich und sehr erfolgreich mit genossenschaftlich organisierten Bauprojekten. Es wurden Häusergruppen gebildet, in der Sierenmoos-Siedlung für Bahn- und Postbeamte, und mit städtischer oder staatlicher Unterstützung finanziert. Die Bewohner steuerten Ersparnisse oder auch eigene Arbeitskraft bei, oder sie bildeten sogar Eigentum, indem über viele Jahre ein fester Betrag vom Gehalt abgezogen wurde. Auch das Musikerviertel war ursprünglich nach diesem Modell entworfen. Noch 1943 lebten hier ein Obertelegrafen-Inspektor, ein Oberpostsekretär a.D., ein Vermessungsrat, ein Steuerinspektor und vier Gymnasial-Professoren und ihre Familien eng benachbart (Einwohnerbuch Konstanz).Die Oberpostdirektion und die alte Post sind Geschichte, aber die Postgebäude prägen noch immer das Stadtbild.

 2.6 „Wilde“ Seeuferbebauung, Historismus, Gründerzeit

Zurück zu den „GrünDie "Villa Prym" von Südosten. Nach liebevoller Sanierung ein richtiger "Hingucker" am Ende der Seetraße.derjahren“, wo sich die Konstanzer sicherlich die Augen gerieben haben, als am See plötzlich prächtige Villen auftauchten, versteckt in Parks mit exotischen Bäumen. Mancher Besitz reichte bis zum Seeufer und sogar in den See hinein. Einige der Villen stehen noch, aber kein Anwesen ist so vollständig mit Park und Seeanstoß erhalten, wie in Lindau. Entlang des See- und des Flussufers und auch entlang der Ausfallstraßen entstanden sehr schöne Anwesen, viele davon mit Gärten. Hier bauten sich die Konstanzer Fabrikbesitzer standesgemäße Villen. Die alten Straßen blieben erhalten und sie verbinden Konstanz wie eh und je mit den später eingemeindeten Nachbarorten. Die Mainaustraße  wurde verbreitert, der Salzberg etwas abgetragen, die meisten projektierten Straßen und Plätze wurden gar nicht ausgeführt. Besser als die alten Wege konnte kein Entwurf vom Reißbrett das Gelände erschließen. Besonders schön ist die Villa Baader an der Mainaustraße 36. Sie wurde 1869 von Architekt Adolf Weinbrenner erbaut. Auch ihr Garten reichte weit hinunter bis fast an den See. Im Park der erhaltenen Villa Douglas von 1858 steht heute die Schmiederklinik. Bis zum See reicht heute kein Privatgrundstück mehr. Das verhindert seit 1995 eine Anschüttung, durch die ein öffentlicher Uferbereich vom Jachthafen bis zum Hörnle gewonnen wurde. Die Villa Prym, eine umgebaute Villa von1860, strahlt noch etwas von der Kultur und dem Reichtum der wohlhabenden Bürger aus, die damals aus ganz Deutschland kamen, um sich am See anzusiedeln. Aber es kamen auch weniger Wohlhabende nach Konstanz. Ab 1862 erlaubte es die „Gewerbefreiheit“, sich zur Existenzgründung überall niederzulassen. Auch Juden waren nun gesetzlich gleichgestellt.

Aber wohDas erste große Projekt im Bauboom der "Gründerzeit", das "Seehotel" im Jugendstil. Am linken Bildrand ist noch das Gasthaus "Zum Goldenen Strnen" zu sehen, das dem späteren  "Sternenplatz" seinen Namen weitergab. Nordwestlich davon das Kasernengelände, heute u.a. das Archäologische Landesmusum und das Polizeipräsidium. Rechts oben sind die Volksschule Petershausen und die"Notkirche St. Gebhard" (ca. 1916-1930) zu erkennen. Baubeginn der neuen St. Gebard-Kirche war 1929, die Notkirche wurde aber erst 1937 abgebaut, und aus deren Abbruchaterial die St. Suso-Kirche errichtet.er kam eigentlich diesmal das Geld? Die „neureiche“ Gründergeneration hatte ja noch kein großes Vermögen, sondern wollte erst reich werden! Also wurden Aktiengesellschaften und Banken gegründet, Kredite aufgenommen und Bau- und Sparvereine ins Leben gerufen. Die neue Bürgerschicht steckte viel Geld, Sorgfalt und Ehrgeiz in die Architektur ihrer Wohngebäude. Das zeigt sich vor allem an den großstädtischen Jugendstilhäusern an der Seestraße. Diese Bauweise eignete sich besonders gut für das Gelände zwischen den Ausfallstraßen, die ab der Rheinbrücke fächerförmig auseinander laufen. Die Grundstücke wurden durch die typische „Blockrandbebauung“ um einen Innenhof herum intensiv genutzt. Als Gegenentwurf zu den Altstadt-Häusern wurden sie aber hell und nach modernem Standard gestaltet. Die Neubauten bekamen Wasserleitungen statt Brunnen, Gaslicht erhellte Straßen und Häuser und das Abwasser lief nicht mehr in offenen Rinnen in den See.

SchEin imposantes Haus unter Denkmalschutz: Die ehemalige Volksschule am Zähringerplatz. Heute belegt mit der "Theodor-Heuß-Realschule" und der "Werk- und Gemeinschaftsschule Gebhard".ließlich fand man auch Platz für neue Schulen. Das Suso-Gymnasium (das alte JesuitenIn ebenso eidrucksvoller Bauweise entstand das "Suso-Gymnasium" an der Neuhauser Straße. Es ersetzte das Gymnasium zwischen Stadttheater und Pfalzgarten an der heutigen Konzilstraße. gymnasium) zog endlich 1911 in die Vorstadt.

Die erste „Volksschule“ war zwei Jahre früher fertig. Beide Schulen schmücken noch heute den Stadtteil.

 

 

 

 2.7 Werkswohnungen, Villenkolonie und Siedlungsbau

Ein Schild erinnert südlich des Bahngleises an einen weiteren Wachstumsmotor, an die Straßenzüge mit Arbeiterwohnungen, die unter anderem die Baumwollspinnerei Ten-Brink und die Firma Herosé hier bauten. Mit dem I.Weltkrieg brach der Bauboom der Jahrhundertwende ab. Nach dem Krieg waren Wohnungsnot und Geldmangel wieder da. Nun besann man sich noch einmal auf den Spar- und Bauverein und baute sehr sorgfältig durchgeplante Siedlungen im Stil von Gartenstädten. Bei deren Erschließung auf schwierigen Böden mussten die neuen Bewohner unter strengen Auflagen oft mit anpacken mussten: es entstanden die Das Sierenmoos: Eine urbane Siedlung zwischen Allmannsdorfer-Beyerle-Sierenmoosstr.-Klostergut. Es ist wie auch im "Heidelmoos" eine Flächennutzung mit hohem Freizeitwert, wie man sie sich heute im Stadtgebiet eigentlich gar nicht mehr leisten kann. Vor einigen Jahren kam die Idee auf, die Gartenanlagen zu " verdichten", sprich, Wohnblöcke reinzustellen. Man erinnerte sich jedoch gerade noch an den bestehenden "Ensemble-Schutz", und wohl auch, dass es eine städtebauliche Sünde wäre.Sierenmoos-Siedlung für Bahn- und Postbeamte, etwas später das Musikerviertel für höhereDer "Hindenburg"-Block, auch das eine sehr goße Bürgersiedlung mit vielen Wohnungen in geschlossener Dreieck-Form. Mittelpunkt dieser Siedlung ist ein öffentlich zugänglicher Park mit Spielplatz und großen Bäumen. Beamte, wie Lehrer, und der Hindenburgblock und das Musikerviertel. Hier gab es die Auflage, nach einer kurzen Frist zur Planung mit heimischem Material und heimischen Handwerkern zügig zu bauen, um die Wirtschaft im Konstanz der Nachkriegszeit zu stützen. Diese Siedlungen sind noch heute begehrte Wohnquartiere. Sie stehen alle unter Ensembleschutz. Zwischen diesen Quartieren blieb noch Platz für privates Bauen und so wuchs Petershausen in einer Mischung aus durchgeplanten Siedlungen, privaten Bauten, Gewerbe und Bildungseinrichtungen immer weiter. Bauphasen wurden immer wieder von Krisen unterbrochen, die Entwicklung verlief in Schüben, was den Charme dieses stilistisch so abwechslungsreichen, planerisch aber kleinteilig zusammengesetzten Stadtteils heute ausmacht.

  2.8 Die Nazizeit

Die NDas legendäre Gasthaus "Zum Goldenen Sternen" musste mit weiteren Häusern weichen, um den nachfolgenden "Sternenplatz" verkehrsgerecht und mit Bahnunterführung gestalten zu können. Stadtbusse waren damals schon (seit 1928) unterwegs.ationalsozialisten verwandelten Petershausen in einen Hotspot für die „Kraft durch Freude“ Organisation. Dieser erste Massentourismus am See hatte, genau wie heute, auch eine Kehrseite, weil er zerstörte, was er suchte: idyllische Ruhe und viel Komfort für wenig Geld. Durch „Gleichschaltung“ sollte die historisch gewachsene Ordnung dem Diktat der Partei unterworfen werden. Entsprechend dem Personenkult der Partei wurden die Straßennamen „aktualisiert“. Die Seestraße hieß nun Adolf-Hitler-Ufer. Nach der Entrechtung der Juden wurden ihre Häuser zu Schleuderpreisen angeboten. 1936 hatte Konstanz 35 000 Einwohner und jeder kannte jeden, die Schweiz war zwar nah und es gelang, einige Menschen zu retten. Trotzdem wurden auch aus Petershausen ganze Familien verjagt und getötet. Auch gebaut wurde damals in Petershausen. Es entstand die Unterführung am Sternenplatz mit einem Umbau der Brücke. Dafür wurde das Sternenviertel abgerissen. Neu ist auch das damals sehr moderne Hallenbad am Rhein, und die "Bodenseekampfbahn",  das Stadion am "Hörnle".

3. Petershausen heute

3.1 Die heutige Bebauung

Petershausen blieb, wie die Altstadt, von Bombardierungen im Krieg verschont. Aber der Stadtteil hat sich sehr stark verändert. Er reicht heute vom Seeufer am Thermalbad bis zur Schänzlebrücke am Seerhein. Von dort läuft die Grenze hinauf bis zum Friedhof, in etwa am Höhenweg entlang, an der Friedrichshöhe hinunter und durch den Lorettowald wieder zum See. Entlang der Theodor- Heuß-Straße, dem Zähringerplatz und der Friedrichstraße wird Petershausen geteilt in einen Ost - und einen West-Teil.

Das alte Spital ist zu einem beeindruckenden Gesundheitszentrum aufgestockt worden. Ein neues Krankenhaus der Spitalstiftung mit dem Vincentius-Krankenhaus und dem Medizinischen Versorgungszentrum, die Herzklinik, zwei kieferorthopädische Praxen, die Schmiederklinik, das Strahlen-Therapie-Institut, das Rote Kreuz, die Rosenau mit einem Pflegeheim, das Labor Brunner und viele weitere Arztpraxen, sowie das Ärztehaus am Zähringerplatz und die Malteser in der Friedrichstraße sind hier dazugekommen . In Petershausen Ost gibt es neben dicht bebauten Wohnvierteln noch einen durchgrünten Bereich mit alten Einfamilienhäusern. Hier wurde aber auch abgerissen und verdichtet, um mehrstöckig neu zu bauen. Die großen Gärten wurden alle aufgeteilt und bebaut.

Der Petershauser Westen ist ein dicht bebautes Wohngebiet geblieben, das weiter wächst. Die Gewerbeansiedlungen ziehen sich zur Zeit hier zurück. Da die Nachfrage nach Wohnungen immer noch groß ist, weil die Menschen in die Städte drängen, wird hier weiter verdichtet und etwas anonym auf Industriebrachen gebaut. Auf dem sogenannten "Wohnungsmarkt" werden Wohnungen in Konstanz heute zu Höchstpreisen gehandelt. Man kann nur hoffen, dass für die Konstanzer selbst Wohn- und Lebensraum erschwinglich bleiben.

Das "Benediktiner"-Viertel einst...UnDas "Benediktier"-Viertel heute. Was für eine Entwicklung!d was ist aus dem Klosterareal geworden? Umfahren von den Ausfallstraßen und vom Bahngleis, liegen die Gebäude auch heute noch zugleich mitten im Geschehen und doch im Abseits. Das Kloster wurde Schloß, Spital und Kaserne . Nachdem das französische Militär 1977 abgezogen ist, sind die Polizei, städtische Behörden, das Stadtarchiv, das Archäologische Landesmuseum und die Musikschule eingezogen. Das Landratsamt erhielt auf dem Areal einen Neubau, ebenso die Verwaltung der stadteigenen Wohnungsbau-Gesellschaft Wobak.

 

3.2 Die Bewohner Petershausens heute

Petershausen hat heute eine bunt gemischte, urbane Bevölkerung. Und für all diese Menschen – es sind rund zwanzigtausend – für Studenten, für Berufstätige, für Familien mit Kindern, für Senioren und neuerdings für Migranten, gibt es alle Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, die eine Stadt bieten kann. Es wurden Kirchen für alle Konfessionen gebaut. Neben der Musikschule gibt es einen Musikverein und Kirchenmusik wird auf hohem Niveau gepflegt. Sportvereine, Bäder und herrliche Wege fürs Lauftraining sind dazugekommen. Nicht mehr wegzudenken ist der beliebte "Treffpunkt Petershausen".Neuerdings wird der Radverkehr stark gefördert. Aber – anders als in den später eingemeindeten Nachbarorten, die uralt sind, fehlt Petershausen ein echtes Zentrum. Die „Plätze“ Sternenplatz und Zähringerplatz sind Straßenkreuzungen und als zentrale Bushaltestellen nicht einladend zum Verweilen. Nur an den Markttagen trifft man Bekannte, früher auch in der Warteschlange an der Post. Vielleicht ist der Sog der Altstadt mit ihren vielen Kulturangeboten zu stark. Der Weg dorthin ist kurz, die alten Wege, die aus der Stadt hinausführen, führen auch schnell wieder hinein.

Nicht einfach zu beantworten ist die Frage, ob vom Kloster wirklich nur der Name auf den Stadtteil übergegangen ist. Vielleicht hat die bewegte Klostergeschichte doch noch andere Spuren hinterlassen? Tatsächlich kann es auf dem schönen Benediktinerplatz bei Festen und Veranstaltungen geschehen, dass an diesem besonderen Ort ein Gefühl der Zusammengehörigkeit aufkommt und der eine oder andere hier erstaunt entdeckt:

Ich bin ein Petershüsler! “

Ulla Stemmermann

 

Verwendete Literatur:

Arno Borst: "Mönche am Bodensee" Sigmaringen 1978

Wolfgang Kramer, Michael Losse: "Historismus und Jugendstil im Kreis Konstanz"  Hilzingen 2015

Marita Sennekamp: "Grün in der Stadt. Eine historische Spurensuche in Konstanz" Konstanz 2018

Ralf Seuffert: Konstanz. "2000 Jahre Geschichte"  Konstanz 2003

Gert Zang: "Restauration, Revolution, Liberale Ära.1806 bis 1870. Konstanz" 1994

Gert Zang: "Konstanz in der Großherzoglichen Zeit" Aufschwung im Kaiserreich. Konstanz 1993

Ulla Stemmermann, Autorin

Bilder-Nachweis:

Die in diesen Beitrag eingefügten Bilder sind unserem "Bilderbogen Alt-Petershausen" entnommen, dort sind die Quellenangaben  ausgewiesen:

Wolfgang Betz, Administrator

https://www.bg-petershausen.de/index.php/wir-in-petershausen/bilderbogen

 

 

 

 

 

Panorama Blick vom Münsterturm auf Petershausen

2019-Panorama-1

2019-Panorama-2
 
2019-Panorama-3
 
2019-Panorama-4

2019-Panorama-5

Bilder und Panorama: Wolfgang Betz, Online-Technik: Dr. Marc-Peter Schambach

Siehe auch: Ein zweiter Blick auf Petershausen - Update für das Panorama auf der Homepage

Bildquellen-Nachweis am Ende der Bilderreihe

 

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Benediktinerplatz und Umgebung

  • Das Gebiet um das sogenannte Benediktiner-Viertel-1. wurde ab 1987 aufwaendig saniert (neue mitte 21)
  • Das Gebiet um das sogenannte Benediktiner-Viertel-2. wurde ab 1987 aufwaendig saniert, vergleichen Sie mit vorherigem Bild (google earth)
  • Das Gebiet um das sogenannte Benediktiner-Viertel-3. wurde ab 1987 aufwaendig saniert
  • Erzengel Michael im Kampf gegen das Boese, ehem. auf dem Konventgebaeude heute (neu) Rest. Constanzer Wirtshaus Spanierstr.3 (delphin 47)
  • Franzoesiche Garnison auf dem spaeteren Benedktinerplatz, am 19. Juli 1978 wurde die letzte Einheit verabschiedet (stadler-I 135)
  • Franzoesische Garnison bis 1978, auch das gehoerte zum spaeteren Benediktinerplatz (stadler-II 72)

Krankenhaus

  • Beschwerlicher Transport am Krankenhaus Winter 1913-14, soll Anschaffung eines neuen Krankentransport-Wagens dokumentieren (bild Archiv Wolf H 26-3121)
  • Das vierte Buergerspital zum Hl. Geist der Spitalstiftung Konstanz um 1900 (stadler II 80)
  • Das zweite Buergerspital zum Hl. Geist der Spitalstiftung Konstanz um 1873 (archiv sammlung wolf Z1 H16-2895)
  • Krankenhaus ca. 1950er-Jahre
  • Krankenhaus um 1920
  • Krankenhaus weitere Gebaeude-1

Luftaufnahmen

  • Klosterkaserne-Seerhein-Altstadt
  • Konstanz
  • Luftaufnahme Benediktinerviertel und Jaegerkaserne (archiv kn)
  • Luftaufnahme-1
  • Luftaufnahme-2
  • Luftaufnahme-3

Rheinufer

  • Das moderne Petershausen mit deralten Bischafsvilla (archiv)
  • Ehemaliges Offizierskasino am Seerhein (archiv kn postkartensammlung)
  • Kasino mit Klosterkeller (archiv Wolf H19-920)
  • Kur- und Hallenbad mit dem legendaeren WELER (privat.jet)
  • Kur- und Hallenbad, erbaut 1937, aus - Erinnerungen an Konstanz wie es einmal war -, Bildband von Daniel Gross (archiv)
  • Petershausen Hallenbad ehemal. Offizierskasino, heute Constanzer Wirtshaus (archiv kn postkartensammlung)

Seestrasse

  • Abbruch Sanatorium Buedingen 1972, das Eisentor gibt es heute noch (archiv)
  • Anlage des Konstanzer Hofes an der neuen Seestrass, das Zumsteinsche Gut ist 1894 abgebrannt stadlerIV
  • Areal Konstanzer Hof Luftaufnahme, im Hintergrund das Zumsteinsche Gut (gro)
  • Badeanstalt an der Seestrasse (archiv kn, kartensammlung meyer)
  • Blick vom Muensterturm zur Seestrasse 1896, die Haeserzeile in Bau
  • Blick_vom_Muensterturm

Sierenmoos

  • Koloriertes Foto, im Vordergrund ein Teil der Sierenmoos Siedlung
  • Sierenmoos 20er-Jahre, links am Gruenenbergweg ein Zwei-Haeuser-Block noch in Bau (sbk)
  • Sierenmoos Allmannsdorfer Str. links der Dietrichweg, seit 1932  Beyerlestr. um 1931, der Rundbau war in der urspr.Planung nicht vorgesehen
  • Sierenmoos An der Linde Wohnblock mit Staketenzaun und Kolonialwarenladen (sbk.auer)
  • Sierenmoos Einfamilien-Reihenhaeuser
  • Sierenmoos Gruenenbergweg Typischer Vierhaeuser-Block mit Staketenzaun Sprossenfenster (sbk.auer)

Kirchen

  • Bischof Gebhard II. zur Klosterzeit-2
  • Bruder-Klaus-Kirche, erbaut 1956-1957, erster Kirchen-Neubau in Konstanz  nach dem 2.Weltkrieg (archiv)
  • Bruder-Klaus-Kirche, erbaut 1956-57, erster Kirchenneubau nach dem 2.Weltkrieg (privat.jet).jpg
  • Die St. Gebhard-Notkirche von 1916
  • Entwurf fuer die St.Gehardskirche 1911
  • Grunsteinlegung Kloster Petershausen durch Bischof Gebhard II. vor 983

Sternenplatz

  • Gasthaus und Pension Zum Goldenen Sternen bis mitte 1930er-Jahre,   Namensgeber fuer den heutigen Sternenplatz
  • Gasthof Zum Goldenen Sternen an der Mainaustrasse bis mitte 1930er-Jahre
  • Gasthof Zum Goldenen Sternen an der Mainaustrasse, li. die damaligen Kasernengebaeude
  • Gasthof Zum Goldenen Sternen an der Mainaustrasse, re.hi. Haeuser an der heutigen Conrad-Groeber-Str
  • Gasthof Zum Goldenen Sternen kurz vor dem Abbruch ca. 1935 (stadler V 288)
  • Lithographie von 1830, der Konventbau war kurzzeitig bis 1807 Schloss des Markgrafen Friedrich von Baden (delphin 9)

Schulen

  • Die neue Volksschule Petershausen 1913.jpg
  • Die neue Volksschule Petershausen von SO-1
  • Die neue Volksschule Petershausen von SO-2
  • Die neue Volksschule Petershausen von SO-3
  • Die neue Volksschule Petershausen von SO-4
  • Die neue Volksschule Petershausen von SW

Waldhaus Jakob

  • Waldhaus Jakob Postkarte um 1918
  • Waldhaus Jakob Prospekt
  • Waldhaus Jakob und Villa Scholz
  • Waldhaus Jakob vom See aus
  • Waldhaus Jakob vom Uferweg aus

Industrie und Gewerbe

  • Dorfkrug, Werkskantine der Firma L. Stromeyer um1906 (archiv)
  • Ehemalige Maschinenfabrik Haeussler, heute Wohnbebauung Am Briel (stadler-II 92)
  • Fa. Stromeyer um 1980, Bleiche und Wasserturm (stadler-I 59)
  • Falzziegelwerk Emonts an der Schneckenburgstrasse bis 1982  (stadler-II 96)
  • Firma Gottmann-1,  Prospekt um 1900. Das Haus steht heute noch an der Ecke Schneckenburg- Bruder-Klaus-Str 31, damals Fuerstenbergstr. 71
  • Firma Gottmann-2, Neubau 1888-98. Nach dieser UnterehmerFamile wurde 1930 der Gottmannplatz benannt

Verschiedenes

  • Am Ebertplatz (privat.jet)
  • Am Ebertplatz, Ecke Reichenaustr. - Petershauser Str. (privat.jet)
  • Bellfortstrasse, heute Alter Wall (archiv kn postkartensammlung)
  • Bismarckturm auf dem Raiteberg, erbaut 1912 nach Plaenen von Oberbaurat Paul Jordan (stadlerIV 133)
  • Bismarckturm heute (archiv)
  • Blick auf (heutiges) Humboldt-Gymansium Seerhein Petershauser Industrie (privat.jet)

Bildquellen-Nachweis

Vielen Dank an die Verlage, städtischen Archive, den Delphin-Kreis und die Personen, die uns ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben.

 

Folgende Quellen konnten wir nutzen:

 

Wappen KonstanzStadtarchiv Konstanz (archiv)

Rosgartenmuseum Konstanz (archiv)

 

  Konstanz 40er-50er-Jahre stadler-IBildband "Konstanz in den 40er und 50er Jahren" Verlag Stadler Konstanz (ISBN 3-7977-0327-9)  (stadler-I seite)

 

 

Konstanz 50er-90er-Jahre stadler-IIBildband "Konstanz – Eine Stadt im Wandel – Von den 50er in die 90erJahre" Verlag Stadler Konstanz (ISBN 3-7977-0323-6) (stadler-II seite)

 

Konstanz 20er-30er-Jahre stadler-IIIBildband "Das Konstanz der 20er und 30er-Jahre" Verlag Stadler Konstanz ISBN 3-7977-0115-2 (stadler-III seite)

 

Das alte Konstanz Bilder von 1860 bis 1918 von German Wolf stadler-IVBildband "Das alte Konstanz" mit Bildern des Hofphotographen German Wolf aus den Jahren 1860 bis 1918 (stadler-IV seite)

 

Konstanz im 20.Jh. Die Jahre-1914-1945 stadler-VBildband "Konstanz im 20.Jh., Die Jahre 1914-1945",

Verlag Stadler Konstanz, ISBN 3-7977-242-6 (stadler-V)

 

DelpinBuch-Bd.10Das DelphinBuch Band 10, Der Delphin-Kreis und Labhard-Verlag Konstanz ISBN 978-3-939142-57-7 (delphin seite)

 

Neue Mitte fuer PetershausenBroschüre der Stadt Konstanz "Eine neue Mitte für Petershausen - Das ehemalige Klosterareal öffnet sich" (neue mitte seite)

 

Visitenkarte Daniel GrossStadtführer Daniel Gross (gro)

 

Spar- & Bauverein KonstanzSpar- & Bauverein Konstanz

 

Clipart-FotoapparatPrivate Bilder:

 

Wolfgang Betz (bet) – Werner Gottmann (got) – Jürgen Jetschmanek (jet)

 

Am Donnerstag, 27. März 2014 um 19:00 Uhr findet im "Treffpunkt Petershausen" Georg-Elser-Platz die Mitglieder-Jahreshauptversammlung statt.
Unsere Mitglieder wurden per E-Mail bzw. Briefpost eingeladen. Tagesordnung
Gäste sind ebenso wie zu unseren monatlichen Sitzungen herzlich willkommen.

Bild 2.Seite Ph. 1000

Hier möchten wir Ihnen unseren Stadtteil in verschiedenen Themen vorstellen:

Auf der Suche nach dem Ursprung; Hier stand die Wiege Petershausens: DER BENEDIKTINERPLATZ

Die Entwicklung des Stadtteils zwischen Kloster-Ära und heute: WOHNEN UND ARBEITEN IN PETERSHAUSEN

Informationen über das PETERSHAUSER WAPPEN

Zum Nachblättern: BILDERGALERIEN

Hier stand die Wiege von Petershausen

Welch eine Geschichte hat dieses Stück Erde innerhalb unserer an Historie reichen Stadt Konstanz durchlebt. Eine faszinierende, aber auch sehr wechselvolle Vergangenheit dieses Platzes regt zur Betrachtung an.

Kloster Petershausen 01Ehemals einfach ein sumpfiges Land "vor den Toren der Stadt", das erst noch dem 260 Jahre früher gegründeten Kloster Reichenau abgehandelt werden musste und eigentlich als unbewohnbar galt, diese Stelle suchte Gebhard II., Bischof von Konstanz anno 983 aus, um eine Benediktinerabtei zu gründen, das "Kloster Petershausen", wobei dieser Name erst Bestand hatte, nachdem er die ursprüngliche Bezeichnung "Gregorkloster" abgelöst hatte. (Die Klosterkirche war Papst Gregor d.Gr. geweiht). Es war das erste Eigenkloster der Bischöfe von Konstanz.
Der Bedeutung dieses Klosters innerhalb des Bistums und über dessen Grenzen hinaus, sowie sein bewegtes Leben während der politischen und religiösen Wirrungen jener Zeit können wir hier auf unserer Webseite nicht gerecht werden. Zu vieles wäre über die acht Jahrhunderte seines Bestehens zu erzählen. Umfangreiche Literatur hierzu wurde von kompetenteren Menschen publiziert. Wir bescheiden uns deshalb an dieser Stelle ohne Anspruch auf Vollständigkeit damit, die Wurzeln unseres heutigen Stadtteils Petershausen und dessen Namens-Ursprung zu suchen.

Bischof „Konrad I.“ (934-975) hatte schon die nicht gerade bescheidene Vision, Kirchen von Konstanz nach jenen der „Ewigen Stadt“ zu benennen, um hier ein „Rom nördlich der Alpen“ nachzuahmen. So zum Beispiel die nicht mehr bestehende "Paulskirche" nach "San Paolo fuori le mura" ("St. Paul vor den Mauern") oder die ebenfalls nicht mehr existente Kirche "St. Johann" nach "San Giovanni in Laterano".

st. gregorBischof "Gebhard II." (979-995) nahm diesen Gedanken auf, und wählte als Vorbild für seine Neugründung die Basilika (Alt-)"St. Peter" (die ihrerseits im 16. Jh. durch den heutigen "Petersdom" ersetzt wurde) mit bemerkenswerten Nachahmungen: So wie "St. Peter" rechts des Tiber, und damit ausserhalb des Bistums Rom lag, sollte seine Klosterkirche "St. Gregor" rechts des Rheins, und so ausserhalb des Bistums Konstanz liegen. Ebenso übernahm er für seine Kirche die bauliche Besonderheit, den Altarraum nicht wie üblich nach Osten, sondern nach Westen auszurichten. Und letztlich wählte man hier in Anlehnung an das römische Vorbild den Namen "Petri dorum" – Haus des Petrus.

Dieser Name wandelte sich (erstmals anno 1099 erwähnt) in "Petrihusa", und schließlich entstand daraus das heutige "Petershausen" als Folge dieser Klostergründung. Nach Aufzeichnungen eines Klosterchronisten aus dem 12. Jh. hing der Name Petershausen wohl mit der besonderen Bauform seiner Kirche zusammen.
Längere Zeit blieb dieser Ort mit den hinzugekommenen Siedlungen noch ein eigenständiges Dorf, wurde dann aber während des Konstanzer Konzils etwa 1417 in die Bischof-Stadt Konstanz "eingemeindet".
Klosteräbte erwarben zuvor schon das Konstanzer Bürgerrecht, und die Petershauser Dorfbewohner sind schon seit 1389 als Bürger der Stadt beurkundet.
Das Kloster selbst wurde nach einer Brandkatastrophe an Pfingsten 1159 im Barockstil wieder aufgebaut, schließlich aber 1802 – nach über 800 Jahren Bestand – aufgelöst (Säkularisation), die Klosterkirche "St. Gregor" stand bis 1831.

Also so sehr lange ist das Ende des Klosters in geschichtlichen Maßstäben gemessen noch gar nicht her.

Die Klostergebäude wurden ab 1802 für wenige Jahre zum "Markgräflichen Schloss" des Markgraf Friedrich von Baden, der es seinen Söhnen Friedrich und Ludwig als – vermutlich selbsternannte – "Grafen von Petershausen" überließ. Diese Episode fand bereits 1807 ihr Ende.

Die verbliebenen Gebäude des ehemaligen Klosters wurden in den folgenden Jahren als Militärhospital verwendet, und schließlich ab 1850 als Kaserne genutzt. Zur Erweiterung für diesen Zweck kam 1873 das architektonisch beeindruckende "Mannschaftsgebäude" entlang der Bahnlinie hinzu, in dem heute die "Polizeidirektion Konstanz" untergebracht ist. Das ganze Ensemble diente viele Jahre als "Klosterkaserne", eine zivile Nutzung war erst wieder möglich, als die französischen Truppen nach der Besetzung 1978 Konstanz verließen.

TorkelDann allerdings erfuhr der "Benediktinerplatz", der seinen Namen nach den ersten Bewohnern von Petershausen, den Benediktinermönchen bekam, nach einer kommunalen Kraftanstrengung ein völlig neues Aussehen.
Neben den noch erhaltenen historischen Klostergebäuden "Konventbau" (Archäologisches Landesmuseum und Stadtarchiv), "Prälatur" (Musikschule), und "Torkel" (Bild, Städtische Ämter), säumen die Polizeidirektion, das Landratsamt, die "Wobak"-Verwaltung, sowie im weiteren Radius Neubauwohnungen, der "Teffpunkt Petershausen" und – seit 2010 – ein Hotel diesen Platz.

Und heute? Sei nun eine der zahlreichen Institutionen oder eines der Feste das Ziel des Bürgers auf diesem Areal – das "Leben" dieses Platzes ist es wert, auf unserer Webseite "Wir in Petershausen" aus unserer Sicht sozusagen im Zeitraffer nachvollzogen zu werden.

Die "Bürgergemeinschaft Petershausen" wird ein Auge darauf richten, wie dieser Platz in Zukunft für eine intensivere Nutzung als attraktive Freizeiteinrichtung und Begegnungszentrum noch besser gestaltet werden könnte.

Wolfgang Betz

Die Entwicklung des Stadtteils nach der Kloster-Ära

Der Aufschwung Petershausens begann in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Einerseits sollte es der erste Standort einer intensiven Industrialisierung werden, (hier hatte es schon Anfang des Jh. durch "Herosè" erste Ansätze gegeben), andererseits siedelten sich an seiner "Schokoladenseite" – der Konstanzer Bucht – die Besitzer der Fabriken und andere eher betuchte Bürger an. Dies hatte weitreichende Konsequenzen für die bauliche Gestaltung des Stadtteils sowohl westlich als auch östlich der "alten" Rheinbrücke.

Die wirtschaftliche Entwicklung, die sich in der Vergrößerung von Petershausen wiederspiegelte, begann formal mit der 1862 eingeführten Gewerbefreiheit. Treibende Kraft der Industrialisierung war der 1866-77 regierende (Ober-) Bürgermeister Max Stromeyer, ein überzeugter Liberaler. Er wollte die Grundvoraussetzungen schaffen für eine wesentliche Erweiterung der Stadt auch auf rechtsrheinischer Seite. Er ließ die Seestraßenpromenade errichten, geriet aber in den 1870er Jahren in den Strudel der "Gründerkrise": Die angedachte Überbauung des "Vincent'schen Gutes" misslang aus finanziellen Gründen, und das heute noch bestehende Seestraßenensemble entstand erst um die Jahrhundertwende. Auch das auf dem Gelände des heutigen "Büdingen-Parks" 1875 entstandene Bad-Hotel ("Konstanzer Hof") ging schon ein Jahr später bankrott und wurde in ein Sanatorium verwandelt.

Das wichtigste industrielle Großprojekt sollte die 1885 erfolgte Verlegung der Fa. Ludwig Stromeyer (Stiefbruder des BM) aus der Altstadt (etwa Münzgasse) an den Lohnerhof und die Errichtung einer nach damaligen Verhältnissen topmodernen Fabrikanlage werden. Mit ihr wurden viele Arbeitsplätze geschaffen, sie bildete in den kommenden Jahrzehnten das Rückgrat der Konstanzer Industrie und ihre Zeltkonstruktionen wurden in die ganze Welt verkauft.

1872 errichtete die Stadtverwaltung das neue Krankenhaus im Gewann "Neugut", etwa heutiger Standort.

Th.-Heuss-Strasse 04.2009Im Bereich des heutigen St. Gebhard-Platzes sollte ein zentraler "Kaiserplatz" Kern einer strahlenförmig auf diesen ausgerichtete Straßenführung sein und eine neobarocke Kirche den Platz schmücken. Von den Straßen wurde nur die "Wilhelmstraße" (heutige Theodor-Heuss-Str.) ausgeführt, die St. Gebhardskirche konnte erst 1929, und in ganz anderem Stil als zunächst geplant, gebaut werden.

Erst nach der "Gründerkrise" Ende der 1880er Jahre konnte die Bebauung der Seestraße begonnen werden und es wurde immer klarer, dass Petershausen ein gewichtiges Zentrum der Stadt werden würde.
Mit der 1909 errichteten Petershauser Volksschule (heute Gebhardschule und Th.-Heuss-Realschule), sowie der Verlegung des (heutigen) Heinrich-Suso-Gymnasiums im Jahre 1911 nach Petershausen wurde der demografischen Entwicklung dieses Stadtteils Rechnung getragen.
Gegründet – und zunächst vom Jesuiten-Orden betreut – wurde das Gymnasium im Jahre 1604 linksrheinisch an der heutigen Konzilstraße im Gebäude des heutigen Stadttheaters und dem südlich anschließenden Bau, der jetzt die "Münsterbauhütte" ("Vermögen und Bau, Land Baden-Württemberg"), sowie z.Zt. das "Jobcenter" beherbergt.

Zurück zum Ende des 19. Jahrhunderts. Eben in dieser Zeit wurden die Villen entlang der Seestraße weiter ausgebaut oder neu errichtet: Die Villa Rosenau z.B. erhielt ihr Gesicht 1874/75 im italienischen Renaissance-Stil und konnte sogar einen eigenen Hafen vorweisen, (heute noch weithin sichtbar das kleine Teehaus am Ufer). Sie wurde 1973 abgebrochen und an deren Stelle das "Parkwohnstift Rosenau" gebaut.
Auch an der Mainaustraße, der man als Chausseestraße nach Allmannsdorf ihren späteren Charakter als Hauptverkehrsachse noch nicht ansah, wuchsen prachtvolle Villen wie die heute noch zu sehende Villa Bader an der Abzweigung zur Neuhauser Straße, oder die Villa Hirsch schräg gegenüber (Nr. 25).
Ein ebenfalls attraktives Beispiel jener Baukunst steht am Ende der Seestraße. Die im klassizistischen Stil errichtete "Villa Prym" (ehem. "Villa Hammer") zeigt auf ihrer Fassade Jugendstil-Malerei in prächtigen, weitgehend noch originalen Farben.

Das Militär hatte im 19. und auch noch im 20. Jh. immer eine prägende Rolle in Petershausen gespielt: 1873 wurde ein Mannschaftsgebäude innerhalb des Kasernengeländes (heute Polizeidirektion) errichtet, 1878 das Militärhospital an der Friedrichstraße, 1899 dann das Offizierskasino am Seerhein (heute Rest. "Seerhein"), 1913 die Jägerkaserne.

Die Firma Stromeyer und die "HIAG" (später Degussa-Great Lakes) blieben die einzigen Firmen von Weltrang. Weitere wichtige Firmen waren Standard Zahn (später Dentsply/Detry), die Ziegelei Emonts am Weiherhof und die Rieter-Werke. Aus der Rüstungsfirma Pintsch wurde nach dem 2. Weltkrieg (AEG-)Telefunken bzw. Siemens- Dematic, die heute Briefsortiermaschinen in alle Welt exportiert.

Im Bereich des sozialen Wohnungsbaus kann Petershausen ebenfalls Erstaunliches vorweisen: Die in den 1920er Jahren vom Spar- u. Bauverein errichtete Sierenmoossiedlung folgte dem Beispiel englischer Gartenstädte und gab vielen Familien u.a. aus Post- u. Bahn-Beamtenschaft ein lebenswertes und freundliches Zuhause. 1927 stemmte die Stadt, bzw. ihre Wohnbaugesellschaft (WOBAK) mit dem "Hindenburgblock" ein weiteres umfangreiches Wohnprojekt.

FriedhofshalleBismarckturmZwei markante Eckpunkte bildeten der 1912 fertiggestellte Bismarckturm, der sich in die Reihe der deutschen Bismarcktüme würdevoll einreiht und von der nachträglichen Verehrung für den "Eisernen Kanzler" zeugt. Im Jahr 1919 vollendete Oberbaurat Paul Jordan die Aussegnungshalle des Hauptfriedhofs.

Die Nazis veränderten das Gesicht Petershausens an manchen Stellen maßgeblich: Das "Sternenviertel" mit mehreren alten Häusern und einem namensgebenden Gasthaus mussten einer Straßen-Unterführung und dem nördlichen Brückenkopf der renovierten Rheinbrücke weichen. Das Kur- u. Hallenbad sollte den angeblich "heiteren" und weltoffenen Charakter des Regimes und sein Engagement für Sport und Freizeit betonen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nur zögerlich Baulücken geschlossen: So entstanden u.a. zwischen Jägerkaserne und Wollmatinger Straße in den 1950er Jahren Wohnblöcke für die französischen Besatzungsoffiziere.
Mit dem Gebäude Theodor-Heuss-Straße 1 wuchs das erste Hochhaus in Konstanz, mit dem "Fernmeldehochhaus" (später Telekom/Nycomed) 1971 das größte seiner Art in der Stadt. Ein neuer Mittelpunkt erwuchs 1982/83 mit dem "Seerheincenter" am Zähringerplatz.

Das Seerhein-Ufer von Petershausen veränderte sich grundlegend: Alle ehemaligen Fabrikgebäude verschwanden zwischen 1980 und 2000 bis auf die denkmalgeschützten Gebäude "Stromeyer-Bleiche" (heute Gastronomie) und die "Schneckenburg" (heute "Kulturwissenschaftliches Kolleg der Universität Konstanz"). Eine "Bischofsvilla" im eigentlichen Sinn war Letzteres nie, allenfalls Sitz eines bischöflichen Beamten. Der Begriff hatte sich wohl irgendwann als besonders attraktiv etabliert. Das Haus war in der Industrie-Ära viele Jahre lang Wohnsitz der Familie Gabriel Herosè.

Die neue Wohnbebauung am Herosèpark setzt einen städtebaulichen Akzent, wobei sich die "Bürgergemeinschaft Petershausen e.V." gemeinsam mit der "Agenda Herosè" wirkungsvoll für die Erhaltung des noch verbliebenen Parkgeländes und der Verbreiterung des Uferstreifens einsetzte.

Die großräumige Verkehrsführung in Petershausen bekam durch die im Jahre 2000 endlich fertig gestellte Schänzlebrücke – deren Planung und Bau etwa 25 Jahre gedauert hat –, und die Fußgänger-/Radfahrerbrücke vom Ebertplatz zum Paradies, sowie den Umbau des Sternenplatzes mit Fahrspuren Richtung Mainau und Meersburg völlig neue Strukturen.

Kaum irgendwo sonst hat sich Konstanz so verändert wie in Petershausen. Heute hat der bevölkerungsreichste Stadtteil der Bodenseemetropole mit seinem West-/Ostteil und Königsbau über 24.000 Einwohner, und nimmt mit Ausnahme der Linie 11 den Ziel- und Durchgangsverkehr sämtlicher Stadtbus-Linien auf.

Sehr bemerkenswert sind sicher auch die zahlreichen Institutionen und öffentlichen Eirichtungen auf Kommunal- und Kreisebene in Petershausen, die wir in diesem und dem vorangegangenen Bericht bereits erwähnt haben. In ihrer Vielzahl und Bedeutung geben sie diesem zentralen Stadtgebiet eine für die gesamte Einwohnerschaft von Konstanz maßgebliche Infrastruktur.

Ralf Seuffert
Wolfgang Betz

Alle Konstanzer Ortsteile haben ein eigenes Wappen. Bei den ehemals eigenständigen Teilorten Allmannsdorf, Wollmatingen, Litzelstetten, Dingelsdorf und Dettingen-Wallhausen war die Wappenfrage klar. Sie alle sind erst im 20. Jh. in die Kernstadt eingemeindet worden und haben ihre eigenen Wappen sozusagen "mitgebracht". Deren Eingemeindungs-Jahre sind in der vorgenannten Reihenfolge: 1915, 1934, 1971, 1975 und ebenfalls 1975, die letzten drei im Zuge der Gemeindereform von 1968. Diese Wappen werden ortsteilbezogen von offiziellen Stellen und auch von Vereinen benutzt und so von der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Bei unserem Petershauser Wappen haben wir eine andere Situation. Dieser Stadtteil war "von jeher" (genau genommen seit 1417) ein Teil von Konstanz, und diese Stadt hatte schon ein Wappen, wozu also noch eines? Über vierhundert Jahre zuvor handelte es sich ja "nur" um ein Klosterwappen, also eine Angelegenheit des Bistums. (Lesen Sie dazu eine Erklärung des Stadtarchivs Konstanz am Ende dieses Artikels).

Kloster WappenAls solches ist es auch im großen Wappenbuch von Johann Ambrosius Siebmacher (1561-1611) verzeichnet – Band 1, Tafel 87 – zu sehen im Stadtarchiv Konstanz.
Die Inhalte dieses Wappens – Schlüssel und Fisch – sind als Symbole des Apostel Petrus zu deuten. Die Zusammenhänge mit der Gründung des Klosters Petershausen und damit unseres Stadtteils, sowie dessen Namensgebung haben wir bereits auf unserer Seite Der Benediktinerplatz betrachtet.

Abt Johann VII 1518 - 1524Nun gibt es bei der Gestaltung eines Wappens unter Beachtung historischer und heraldischer Vorgaben offensichtlich einigen Spielraum. So hatte wohl jeder der 54 Petershauser Äbte seine "Insignien" im ursprünglichen Wappen ausgetauscht, hier als zweites Beispiel das Wappen von Abt "Johann VII" Merk (1518-1524). Auf die unterschiedliche Schrägteilung der Felder komme ich noch zurück.

Als "Bürgergemeinschaft Petershausen e.V." sehen wir uns auch der Pflege des Kulturgutes in unserem Bereich verpflichtet und wollen deshalb u.a. dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad des Petershauser Wappens zu fördern. Neuland betreten wir damit jedoch keineswegs.

Wappen MVE 2Der "Musikverein Eintracht Petershausen" verwendet es seit 50 Jahren als Vereinswappen. Als Ausrichter des Verbandsmusikfestes 1960 (auf dem Platz steht heute das "Fernmeldehochhaus") brauchte man ein eigenes Vereinssymbol. Was lag da näher, als im Stadtarchiv Konstanz nach einem zum Stadtteil gehörenden Wappen zu suchen. Nachdem sich in der Neuzeit offenbar noch niemand diese Mühe gemacht hatte, fand der damalige Vorsitzende Alfred Betz (1904-1972) dann auch die Vorlage zu diesem Wappen im Stadtarchiv und holte sie "ans Licht der Öffentlichkeit". Seitdem gehört es in dieser Gestaltung zum Erscheinungsbild des MV "Eintracht" Petershausen. Auf den Einsatz von musikalischen Symbolen wie Notenschlüssel hat man bewusst verzichtet.

Wappen Ph transpBei Einsatz eines Wappens als Identifikationsmittel im profanen Bereich ist dessen Ursprung (hier aus dem Klosterwappen) eigentlich zweitranging. Was bleibt, ist der Wiedererkennungswert für den Benutzer, wie das bei den anderen Ortsteilwappen (mit welchem Motiv auch immer) eben auch der Fall ist. Es wäre zu hoffen, dass dieses Wappen vermehrt auch bei anderen Gelegenheiten, die mit unserem Stadtteil zu tun haben, eingesetzt wird. Nach dem Musikverein wollen wir als "Bürgergemeinschaft Petershausen e.V." damit fortfahren, zumal die Sichtbarmachung dieses Wappens nach Einschätzung des Mediävisten Dr. Harald Derschka eine "Bereicherung der politischen Ikonographie von Konstanz wäre". Schade eigentlich, dass es von öffentlichen Institutionen bisher ignoriert wurde.

Dem aufmerksamen Betrachter wird auffallen, dass die Wappen auf dieser Seite Unterschiede aufweisen, die man vielleicht etwas erläutern sollte. Abgesehen von der moderneren (heraldisch korrekten) Farbgebung Blau und Silber, die wir als Petershauser Vereine gemeinsam anwenden, weicht die Schrägteilung der Wappenfelder voneinander ab. Das Wappen des Musikvereins übernimmt die Aufteilung aus dem "Siebmacherschen Wappenbuch", also vom Betrachter aus gesehen von links oben nach rechts unten. Das könnte ein Irrtum von Siebmacher gewesen sein, denn diese Darstellung wurde von ihm aus dem "Staatswappen des Großherzogtums Baden" (Bild rechts oben) übernommen. Dort hatte man das Wappen gespiegelt, damit der Fisch dem "Badischen Schild" mit den Augen, und nicht mit der Schwanzflosse "die Ehre erweist".
Historisch richtig ist demnach wohl die Form im Wappen des Abtes Johann VII., also Schrägteilung von links unten nach rechts oben. Eine Information, die der Musikvereinsvorsitzende (mein Vater) damals nicht hatte. Diese Darstellung muss jedoch deshalb nicht unbedingt falsch sein (s. o. "Gestaltung..."), viele andere Wappen kann man beliebig spiegeln – sie bleiben immer gleich, eine weitere Besonderheit unseres Wappens.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Herrn Dr. Harald Derschka, Historiker an der Universität Konstanz sehr herzlich für die fachkundige Beratung bedanken.
Ebenso herzlichen Dank an Herrn Kuthe und Herrn Fromm vom Stadtarchiv für die Bereitstellung der Informations-Quellen.

Auch zu diesem Thema würde sich die BGP über Kommentare in unserem Gästebuch oder mittels Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sehr freuen.

Wolfgang Betz

Auf unsere Anfrage zum Thema erhielten wir von Frau Dr. Silke Schöttle vom Stadtarchiv Konstanz nachstehende Information, die wir hier kommentarlos wiedergeben möchten, ergänzt am 7.5.2019:

 Wappen der Reichsabtei Petershausen

Ihre Anfrage vom 01.04.2019 / Unser Zeichen: K – 371

Sehr geehrter Herr Betz,

für die Annahme eines Wappens durch Städte und Gemeinden gibt es ein Genehmigungsverfahren, das für die Gemeinden beim Landratsamt und für die Städte beim Innenministerium angesiedelt ist und zwar in Zusammenarbeit mit den Wappenreferaten beim Generallandesarchiv in Karlsruhe (für die Regierungsbezirke Karlsruhe und Freiburg) und beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart (für die Regierungsbezirke Tübingen und Sigmaringen). Aufgelöste bzw. seit jeher nicht existente Kommunen wie Petershausen können offiziell kein Wappen beantragen.

Nun zur Weiterverwendung des Wappens durch die Vereine: Da es die Reichsabtei Petershausen nicht mehr gibt, ist das Wappen als gemeinfrei einzustufen. Dennoch darf ein neu angenommenes Wappen keinem anderen genau gleichen und sollte daher mit Beizeichen versehen sein, um die Unterscheidung deutlich zu machen. Diese wiederum sollten den heraldischen Regeln entsprechen. Auch ist es angebracht, den Rechtsnachfolger des einstigen Wappens zu informieren (Wahrung der Rechte Dritter). Der Rechtsnachfolger der säkularisierten Reichsabtei Petershausen ist das Land Baden-Württemberg und keinesfalls das Bistum, wie es auf Ihrer Homepage falsch verstanden werden könnte. Im Falle der Gesamtneugestaltung eines Wappens wären Urheberrechte zu beachten.   

Mit freundlichen Grüßen

Silke Schöttle